SECRET TRAVEL

Meine Reise-Experten

Luxus in Socken im Tawaraya Ryokan • Japans berühmteste Herberge

Japans berühmteste Herberge; das Tawaraya Ryokan

Wer Japans berühmtes Traditionshotel, das Tawaraya Ryokan, betritt, gibt am Eingang seine Schuhe ab. Ausnahmen gibt es keine. Selbst gekrönte Häupter huschten in den ausgelatschten Lederschlappen der Herberge über die traditionellen japanischen Reismatten.

Japans berühmteste Herberge; das Tawaraya Ryokan
Alle Mahlzeiten werden auf dem Zimmer serviert

Jean-Paul Sartre, Leonard Bernstein, das Königspaar Karl Gustav und Silvia von Schweden, Alfred Hitchcock oder Barbra Streisand – die Liste berühmter Gäste im Tawaraya Ryokan ist lang. Kein Wunder, schließlich ist die Liste des Lobes für Japans bekannteste Herberge noch deutlich länger: Das Forbes Magazine zählte sie bereits 1974 zu den acht exklusivsten Hotels der Welt und die New York Times würdigte die außerordentliche Qualität der Küche. Die Zahl der überschwänglichen Artikel in Zeitungen aus aller Welt zählt man im Tawarya längst nicht mehr.

Nasse Straße statt roter Teppich

Selbst der Gärtner ist mediales Interesse gewöhnt. Er hält die kleine Grünfläche im Hof stets feucht, weil nasse Pflanzen viel hübscher wirken als trockene – das meint man zumindest in Japan. Aus einem ganz ähnlichen Grund wird auch die penibel geputzte Straße vor dem Hotel stets mit Wasser besprüht. Das wirkt sauber und adrett, bezeugt Respekt vor den Gästen und sorgt im Sommer für einen kühlen Windhauch in der aufgeheizten Großstadt.

Seit seiner Gründung vor mehr als dreihundert Jahren und zwölf Generationen wird das Tawaraya von derselben Familie geführt. Auf Neuerungen, vor allem beim Service, hat man bewusst verzichtet. Noch heute fallen die Angestellten bei beinahe jeder Verrichtung wiederholt auf die Knie.

Japans berühmteste Herberge; das Tawaraya Ryokan
Nach bis zu 72 Kniefällen sind alle Gänge serviert

Liegen haben kurze Beine – zumindest in Japan

Traditionelle japanische Möbel sind sehr niedrig. Deswegen sitzen die Hotelgäste nicht nur in ihren Zimmern auf dem Boden. Um nicht auf sie herab zu schauen – das gilt in Japan als sehr unhöflich – fällt das Personal selbst vor dem Öffnen einer Tür und dem Betreten eines Raumes auf die Knie. Für westliche Besucher – und viele Japaner – bringt der devote Service manche Gefühlsverwirrung mit sich.

Die besänftigt man vor dem Abendessen am besten mit einem Schälchen des hauseigenen Reisweins. Serviert werden bis zu neun oft aus winzigen Einheiten zusammengestellte Gänge; immer im eigenen Zimmer. Bei einem Abendessen mit vier Personen macht das inklusive Getränken mindestens 72 Kniefälle. Bei diesem traditionellen japanischen Menü geht allerdings auch manches Konto in die Knie: Es kostet bis zu zweihundert Euro.

Liebeserklärung an den Futon

Japans berühmteste Herberge; das Tawaraya Ryokan
Jeden Abend frisch ausgerollt: der Futon

Nach dem Essen verlassen die Gäste das Zimmer, damit der Raum von einem Wohn- in ein Schlafzimmer verwandelt werden kann. Was nun folgt, gleicht einer Liebeserklärung an den Futon, das traditionelle japanische Bett. Mit der Hingabe einer werdenden Mutter und der Präzision eines Bügelautomaten entrollt das Personal Matratzen und entfaltet und schichtet die allabendlich frischen Laken, bis süßen Träumen auch wirklich nichts mehr im Wege steht. Schade, dass den meisten Gästen dieses Schauspiel verborgen bleibt.

INFO

Im Tawaraya Ryokan gibt es nur 18 Zimmer – viele davon mit eigenem kleinen Garten – in denen eine Übernachtung umgerechnet ab etwa 350 Euro kostet. Tawaraya Ryokan, Telefon: +81/75/211-5566‎

Allgemeine Informationen zu Japan findet man auf der offiziellen Webseite der Japanischen Fremdenverkehrszentrale (JNTO), Kaiserstr.11, D-60311 Frankfurt; Tel.: +49/69/20353; fra@jnto.de; www.jnto.de

Fotos: Carsten Heider