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Abenteuer in den Xi-Bergen • Anton und der Bregenzerwald

Er liegt ganz im Westen Österreichs und zählt zu den schönsten und vielfältigsten Regionen im Alpenraum: der Bregenzerwald. Einen besseren Ort zum Leben kann sich Anton Fröwis kaum vorstellen.

Auf Bildern aus der Region sieht man oft malerische, mit Gras bewachsene Hügel oder schroffe Berge unter denen steht: Blick in den Bregenzerwald. Dabei bestimmt Wald diese Region im österreichischen Bundesland Vorarlberg schon lange nicht mehr. Und auch Österreich scheint auf dieser Seite des Arlbergs fern, denn selbst die Sprache erinnert an eine Schweizer Mundart. Das liegt besonders daran, dass anstelle von „ich war“ die alemannische Form „i bin gsi“ verwendet wird. Die Hinterarlberger, also das restliche Österreich, bezeichnen die Bewohner Vorarlbergs deshalb auch gern als Gsiberger. Aber das stört hier keinen. Vorarlberg und dem Bregenzerwald geht es wirtschaftlich glänzend. Das sollen die Lästerzungen erst mal nachmachen.

Abenteuer in Österreich
Malerisch: Startpunkt der Wanderung zum Schneckenloch

Höhlenfahrt in die Unterwelt

Anton Fröwis wohnt in Bezau, einer kleinen Gemeinde im hinteren Bregenzerwald, und leitet das Tourismusbüro im benachbarten Mellau. Was er besonders an seiner Heimat mag? „Die Vielfalt.“ Nun würde man vom einem Touristiker nicht erwarten, dass er die Eintönigkeit der Region preist, die er vermarkten soll. „Aber das stimmt tatsächlich“, beharrt er. „Es gibt hier weit mehr als Wald, sanfte Hügel und schroffe Berge. Zum Beispiel wirklich abenteuerliche Ausflüge in die Unterwelt, wie eine Tour durch das Schneckenloch.“ Was erst einmal nicht sonderlich groß und abenteuerlich klingt, ist eine Höhle mit einer heute bekannten Länge von mehr als dreieinhalb Kilometern. Eine Höhlenbefahrung, so der korrekte Begriff für das Trecking in der Unterwelt, sollte man nur mit fachkundiger Begleitung und guter Ausrüstung wagen. Dazu zählen Kletterseil, Bergschuhe, Helm, eine Stirnlampe und ein Schlaz oder Schlufanzug, denn in den hinteren Abschnitten der Höhle kommt man nur noch schlufend – auf Hochdeutsch: kriechend – voran. Die Schuhe bringt man mit, den Rest stellt der Höhlenführer.

In den hinteren Abschnitten muss man schlufen

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Imposant: Blick aus der Schneckenlochhöhle

Schon der Einstieg in das gewaltige Felsgewölbe erfordert Trittsicherheit. Der Boden ist uneben, nass und rutschig. Nach ein paar hundert Metern kommt dazu noch völlige Dunkelheit, durch die nur die nervösen Lichtkegel der Stirnlampen huschen. An der sogenannten Leiterwand muss die Gruppe zum ersten mal klettern. Eine Aufstiegshilfe steht hier längst nicht mehr. Man wollte es leichtsinnigen Einzelabenteurern nicht allzu einfach machen, sich in den hinteren Höhlenteilen in Gefahr zu bringen. Die nächsten Hindernisse stellen die Windlöcher dar, zwei Verengungen, durch die dem Wanderer eisige Luft entgegen bläst. Hier ist leider Schluss für Menschen mit allzu großem Körperumfang“, beschreibt Anton die Situation, wirft sich auf den Bauch und zwängt sich durch die erste der beiden schmalen Felslücken. Sein Schlaz sieht danach aus, als habe man ihn durch eine Lehmpfütze gezogen. Spätestens am zweiten Engpass hallt dann auch der Vorsatz, auf das nächste Schnitzel zu verzichten, durch die Dunkelheit – und der Wunsch, Donald Trump oder Horst Seehofer mögen Lust auf eine Höhlenfahrt bekommen. Wie leicht sich die Probleme der Welt doch lösen ließen.

Abenteurer in Österreich
Anton Fröwis an einem seiner Lieblingsplätze

In die Luft gehen

Das ist Antons Tipp für alle, die das Abenteuer suchen, aber nicht an ihrer Platzangst arbeiten wollen. Zwischen seinem Heimatdorf Bezau und Andelsbuch liegt die Niedere, ein Bergrücken über den die Grenze zwischen dem mittleren und dem hinteren Bregenzerwald verläuft. Die Aussicht ist grandios: Richtung Norden schaut man über sanft geschwungene Hügel bis ins Allgäu; auf der Südseite stemmen sich die ersten Gipfel des Hochgebirges in den Himmel. Noch besser als die Aussicht – das meinen zumindest passionierte Gleitschirmflieger – ist hier die Thermik. Diese Form des Aufwinds entsteht dadurch, dass die Sonne zuerst den Erdboden und damit die Luft im Tal erhitzt. Die erwärmten Luftmassen steigen nach oben und ermöglichen es Paraglidern, wie auf einer warmen Luftwelle bis in große Höhen zu surfen. Allein darf nur fliegen, wer nach entsprechender Ausbildung eine Lizenz erworben hat. Aber mit einem geschulten Piloten kann fast jeder einen Tandemflug absolvieren.

Ganz einfach? „Es ist tatsächlich überhaupt nicht schwer“, meint Anton. „Ein paar schnelle Schritte und schon ist man in der Luft.“ Keine Klippe? Kein freier Fall? Da ist einfach nur der Boden unter den Füßen weg? „Ja. Und das Herz schlägt bis zum Hals; da wird ordentlich Adrenalin ausgeschüttet. Aber nur in den ersten Minuten, dann gewöhnt man sich an die Höhe. Wenn man es sich erst in seinem Sitzsack bequem gemacht hat, ist es nur noch ein überwältigende Gefühl.“

INFO

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Unendlich: Blick von der Kanisfluh in den hinteren Bregenzerwald

Eine geführte Tour zur und durch die Schneckenlochhöhle dauert etwa fünf Stunden, inklusive der Wanderung zur Höhle und einer Pause vor dem Einstieg in die Unterwelt. Der Ausflug inklusive Leihausrüstung kostet beim Aktiv-Zentrum Bregenzerwald59 Euro; +43/676/7837878, aktiv-zentrum.at

DieFlugschule Bregenzerwaldbietet Tandemflüge verschiedener Länge mit Preisen zwischen 130 und 180 Euro an. Gestartet wird abhängig von Jahreszeit und vorherrschender Windrichtung von drei verschiedenen Bergen; +43/664/5127765, gleitschirmschule.at

Fotos: Carsten Heider

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Beglaubigt: Das Gipfelkreuz auf der Kanisfluh
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Überwältigend: Sonnenuntergang hinter dem Rheintal

 

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