Meine Reise-Experten
Kochender Schlamm, heiße Dämpfe und warme Quellen; weite Teile Neuseelands sind von thermaler Aktivität geprägt. Wieso? Darüber gibt es verschiedene Theorien. Nur in einem Punkt sind sich alle Seiten einig: Wo die Wärme aus dem Erdreich drängt, ist Neuseeland besonders spektakulär.
Die Wärme aus dem Inneren der Erde war vom Anbeginn ihres Bestehens eigens für das Überleben der Menschen gedacht – behaupten die Legenden der Ureinwohner. Als ein berühmter Maori-Krieger zu erfrieren drohte, habe sich das Feuer zu seiner Rettung auf den Weg gemacht. Unterirdisch. Und um nicht vom rechten Weg abzukommen, habe es in unregelmäßigen Abständen einen Blick über die Erdoberfläche gewagt. Noch heute seien – glaubt man der Überlieferung – die Orte der Orientierungssuche ein feuriges Fenster in diesen brennenden Tunnel.
Wer die Hölle sucht, malt den Teufel an die Wand
Mit den ersten englischen Siedlern schwappte Theorie Nummer zwei in das schmale Land am anderen Ende der Welt. Das seichte Plätschern warmer Quellen mochten die gottesfürchtigen Kolonialherren gerade noch tolerieren. Aber für gewaltige Geysire, dichten Wasserdampf oder übel riechende Nebelschwaden kannte man nur eine Erklärung: hier müsse der Teufel seine Hand im Spiel haben. In den oft tiefen Kratern, in denen kochender Schlamm zähe Blasen wirft, sah man einen Zugang zur Unterwelt. Entsprechend einfallslos fiel die Namensgebung für die geologischen Formationen aus. Mit Vorliebe vergeben wurden: „Tor zur Hölle“ oder „Teufelsbad“.
Für die Wissenschaft durch die Hölle gehen
Die moderne Wissenschaft hält beide Hypothesen für falsch. Theorie Nummer drei sieht eine Spalte in der Erdkruste in der Verantwortung für das heiße Treiben. Ihr Lösungsvorschlag: Im Angesicht der Erdgewalten möge man sich ruhig gruseln. Hauptsache, die Kamera liegt bereit, bevor der Geysir seine Fontäne ausstößt.
Fotos: Carsten Heider