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anlegen, ablegen, hinlegen • Rainbow Cruise auf der TUI Mein Schiff2

Ende April war es endlich soweit: Von Mallorca stach die erste deutschsprachige Regenbogenkreuzfahrt in See. Der Regenbogen war weit gespannt: Neben etwa 1300 Schwulen und 200 Lesben waren auch 300 Heteros an Bord; hauptsächlich Rentner.

Rose Marie und Johannes Althans wollten schon immer mal eine Kreuzfahrt machen. Sie ist Hausfrau, er seit kurzem verrentet, das Reihenhaus am Stadtrand von Wuppertal abbezahlt. Als Ihnen das Reisebüro ein Last-minute-Angebot fast zum halben Preis machte, konnten die beiden nicht ablehnen. Es sei eine Themen-Kreuzfahrt, hatte die Dame gesagt, eine Rainbow Cruise. Sie hatte auch von LGBT und Transgender erzählt, aber damit konnten Rose Marie und Johannes nichts anfangen. Lediglich das „family and friends“ – Familie und Freunde – war Ihnen im Kopf geblieben. Und gegen Kinder haben die beiden nichts.

Rainbow Cruise; TUI Mein Schiff2
Partystimmung auf dem Pooldeck

Poppers gegen Seekrankheit

Rose Marie amüsiert sich prächtig. Sie sitzt im Klappstuhl am Whirlpool. Zu ihren Füßen Männer zwischen dreißig und fünfzig Jahren in etwas zu engen Camouflage-Badehosen und mit viel zu weiten Pupillen. Vor jedem All-inklusive-Cocktail dreht ein Poppers-Fläschchen die Runde unter den Nasen der Party-Crowd. Rose Marie wurde – zumindest für den Moment – zu einem Teil der Truppe; seit sie gefragt hat, ob die fleißigen Inhalationen gegen Seekrankheit schützen.

Vollpreis für Frühbucher

Selber „schnüffeln“ wolle sie nicht. Sie sei zufrieden mit Rotwein. Vier Gläser am Abend machten auch glücklich, sagt sie, und ließen sie ohne Zucken selbst auf der Kardanwelle schlafen. Ganz im Gegensatz zu Johannes. Der liegt wach bis um drei. Erst dann schweigt der Bass der auf dem Pooldeck, der die Planken und zwei Etagen darunter noch sein Kissen im Takt stampfen lässt. Ein Kabinenwechsel war in seiner Preisklasse nicht mehr möglich. Schließlich hatte die TUI fast alle übrigen Betten zum Sonderpreis verramscht. Sehr zum Ärger aller Vollzahler und Frühbucher.

Rainbow Cruise; TUI Mein Schiff2Hormonregulierung in der Dampfsauna

Nun sucht Johannes Ruhe und Entspannung in der Dampfsauna. Mit ihm sechs weitere Herren, etwa zehn Jahre jünger als er, von denen ein paar lustvoll damit beschäftigt sind, ihren Hormonhaushalt zu regulieren. Einzeln oder auch gemeinsam. In fünfzig Jahren Vereins-Saunieren sei dem Rentner aus Wuppertal so etwas noch nie passiert; was er auch verkündet und damit den Sauna-Spaß für alle unterbricht.

Rainbow Cruise; TUI Mein Schiff2
Rainbow versus Rentner; Berührungsängste an Bord

Mainstream für den Nischenmarkt

Das wilde Treiben war an Bord allerdings nicht die Regel. Die Mehrzahl der Gäste waren Pärchen, die mit sich und der Kreuzfahrt glücklich schienen. Sie machten, was Kreuzfahrer eben so tun: Landausflüge, gut essen und trinken, Gewicht zulegen, in der Sonne baden und abends zuerst in die Show und dann auf eine Party. Entsprechend entspannt war die Atmosphäre, denn auf dem Mainstream-Markt kann die „TUI Mein Schiff“-Flotte punkten. Mit viel Erfahrung, gutem Service und überdurchschnittlicher Qualität.

Und was ist sonst noch passiert? Rose Maria berichtet: Ihre Kabinen-Nachbarn, ein älteres Pärchen aus Bayern, haben nach einem – so klang es durch die Kabinenwand – Nervenzusammenbruch, das Schiff nach einem Seetag verlassen. Die Pressestelle hat davon (Zitat) “ü-ber-haupt nichts Mitbekommen”, was den Wahrheitsgehalt tendenziell untermauert.

Verzweiflungstat beim Zimmerservice

Rainbow Cruise; TUI Mein Schiff2Einen der GoGo-Boys, so die Gerüchteküche, hat die Polizei auf Korsika von Bord gezerrt. Er soll einen schmucken Latino vom Zimmerservice mit der Bitte nach frischen Handtüchern auf seine Kabine gelockt und dann sexuell belästigt haben. Wirklich? Ausgerechnet einer der wenigen Muscle-Boys aus der Kategorie „Der-kann-doch-jeden-haben“ soll eine derartige Verzweiflungstat begehen? Das Personal an Bord war super und hatte viel Spaß mit der gay Crowd. Vor allem der Kapitän – Jobbeschreibung nach eigenen Worten: „anlegen, ablegen, hinlegen“ – sammelte bei jedem öffentlichen Auftritt mit lockeren Sprüchen Sympathie-Punkte. Aber es gab im Service auch Herrschaften, die mit dem Regenbogen-Treiben offensichtlich überfordert waren und während der ganzen Woche nur an den Rentnertischen zu einem Lächeln zu bewegen waren. Hoffen wir für den GoGo-Boy, dass auch in seinem Fall nur ein harmloser Flirt von einem überforderten Crew-Mitglied zu einer großen Affäre aufgebauscht wurde.

Rainbow Cruise; TUI Mein Schiff2
Die TUI Mein Schiff2 im Hafen von Ajaccio auf Korsika

Fotos: Carsten Heider

 

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